Germanistik in der Schweiz



Editorial

Elke Hentschel (Bern)


Der nachfolgende Text wurde anlässlich meines Rücktritt als Herausgeberin der Germanistik in der Schweiz ursprünglich für das SAGG-Bulletin geschrieben, wo seine Veröffentlichung jedoch mit der Begründung abgelehnt wurde, er nehme unzulässigerweise die Entscheidung zur Einstellung der Zeitschrift vorweg. Nun mag er an dieser Stelle als Abschiedsgruß dienen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einmal allen herzlich danken, die in den vergangenen Jahren konstruktiv mitgewirkt und so dazu beigetragen haben, dass die bisherigen Hefte erscheinen konnten.

Vor nunmehr neun Jahren wurde die Germanistik in der Schweiz konzipiert. Die erste Ausgabe erschien 2002; seither sind fünf Hefte erschienen. Normalerweise gesteht man einer Zeitschrift drei bis maximal fünf Jahre zu, bevor sie sich etabliert hat. Spätestens dann sollten auch unaufgefordert Beiträge eingereicht werden, so dass nicht nur ein regelmäßiges Erscheinen gewährleistet ist, sondern auch eine sorgfältige Auswahl unter den Einreichungen und damit eine auch nach außen sichtbare Qualitätssicherung möglich wird (Stichwort: peer review). Bei anderen Zeitschriften im Internet hat sich dieser Erfolg auch eingestellt, und sie haben sich zu vielgelesenen Publikationen entwickelt, die mehrmals im Jahr erscheinen, so auch die ebenfalls von mir herausgegebene Zeitschrift Linguistik online. Aber bei Germanistik in der Schweiz ist dieser Zustand leider auch sieben Jahre nach der ersten Ausgabe immer noch nicht erreicht. Es ist im Gegenteil noch nicht einmal gelungen, mindestens ein Heft pro Jahr zu publizieren, da die Ausgaben stets auf die Vorträge aus den Jahresversammlungen angewiesen waren, die aus verschiedenen Gründen nicht in jedem Jahr zur Publikation zur Verfügung standen. An diesem bedauerlichen Desinteresse an der Zeitschrift haben auch zahlreiche Aufrufe und Appelle an vergangenen Jahrsversammlungen nichts zu ändern vermocht.

Ob man wirklich eine Zeitschrift am Leben erhalten möchte, die praktisch ausschließlich dazu dient, die Vorträge der Jahresversammlungen zu publizieren – auch wenn sie noch so spannend und lesenswert sind – sollte daher vielleicht doch noch einmal überdacht werden. Möglicherweise ist ein gemeinsames Organ für die drei Bereiche unseres Faches ja auch wirklich einfach nicht mehr zeitgemäß? Da ich von meiner Tätigkeit als Herausgeberin zurücktrete, wäre dies vielleicht auch ein Anlass, die Zeitschrift völlig neu zu konzipieren und vielleicht so lebensfähiger zu machen.



 Germanistik in der Schweiz. Online-Zeitschrift der SAGG 6/2009